Die Stimme.
Sie spricht aus meiner Tiefe.
Leise fordernd.
Monoton, sich rhythmisch wiederholend.
Wie das Rattern eines fahrenden Zuges.

Heute ist der Tag, heute ist der Tag.
Heute ist der Tag, heute ist der Tag.

Ich besinne mich.
Heute ist der Tag;
das muss es sein:
der längste Tag.
Sonnwende.
Die Stimme wird lauter.

Die Quelle des Lichts, sie erwartet dich.
Da öffnet sich in meinem Kopf ein Tor.
Ich blicke in einen riesigen Raum.
Er ist erfüllt von einem diffusen blau schimmernden Licht.
Oh!
Die beiden Bussarde sind wieder da.
Sie kreisen in diesem Raum,
fliegen dicht am Rand,
verschwinden in verborgenen Nischen.
Kommen beide zurück mit einer Feder im Schnabel.
Über der Mitte des Raumes werfen sie diese ab.
Sachte segeln sie zu Boden.
Bussard-Federn.
Wieder verschwinden die Vögel.
Und wieder bringen sie eine Feder zurück.
Nun liegen vier auf dem Boden.
So geht es weiter, bis das Dutzend voll ist.
Das Tor in meinem Kopf schliesst sich.

Ich blicke an mir herab.
Zu meinem Erstaunen halte ich die Federn in meinen Händen.
Am Himmel vor mir sehe ich sie wieder, die beiden Bussarde.
Komm mit, bedeuten sie mir.
Ich folge ihnen, gehe hinunter zum See.
Über meinem heiligen Ort bleiben sie in der Luft stehen.
Genau dort, wo die Feuerstelle ist.
Ich bereite das Feuer.
Andächtig lege ich die zwölf Federn in einem Kreis rundherum.
Ich hole meine Trommel.
Zünde das Feuer an und beginne zu trommeln.
Wieder hebt die Stimme zu sprechen an:

Heute ist der Tag, heute ist der Tag.
Trommle dich in die Quelle des Lichts.
Es wird strahlend hell in mir.
Betrachte deine Federn.
Sie sind deine Gabe.
Deine noch nicht erkannten Talente und Fähigkeiten.
Erinnere dich an die seltsamen Zustände in deinem Kopf.
An dieses Surren, Summen und Zischen in deinem Gehirn.
Du fühltest dich niedergedrückt.
Dein Gedächtnis liess dich im Stich.
Dein Gehirn schien in Auflösung begriffen.
Du hattest Angst, gleich den Verstand zu verlieren.
In deinem Kopf war ganz schön was los.
Deine bislang unerkannte Gabe hat sich auf ihre Geburt vorbereitet.
Energetische Wehen haben eingesetzt.
In den letzten Wochen kamen Presswehen dazu.
Ein grossartiger feinstofflicher Prozess ist in Gang gekommen.
Und natürlich, ohne Schmerzen konnte das nicht geschehen.

Berühre mit dem Klang deiner Trommel jede einzelne Feder.
Deine Gabe will manifestiert werden.
Jedes einzelne Talent will Gestalt annehmen,
sich zeigen und sichtbar werden in dieser Welt.
Segne die Federn mit der Kraft der Elemente.

Viermal umkreise ich trommelnd das Feuer.

Die Kraft des Wassers möge euch segnen.
Die Kraft der Luft möge euch segnen.
Die Kraft der Erde möge euch segnen.
Die Kraft des Feuers möge euch segnen.

Ich trommele weiter.
Da, die Federn werden lebendig.
Nehmen Gestalt an.
Werden zu Wesen.
Zeigen mir ihre Kraft.
Treten in mein Leben.

Zwölf Bussard-Federn.
Still liegen sie da.
Sanft anmutend in ihrer Federleichtigkeit.
Doch was für eine Kraft wohnt in ihnen.

Tief berührt weiss ich:
Es ist meine Kraft, die sich zeigen will.
Es liegt an mir, sie in der Welt einzusetzen.

Heute ist der Tag.
Heute ist der Tag, meine Gabe ins Licht zu schicken.
Mit klarer Absicht.
Mit Mut und Willen.
Fokussiert auf das neue Ich.

Heute ist Sommersonnwende.
Heute ist der Tag.
Ich gestalte meine Zukunft.
Neu.