Schamanismus ist der Weg zur universellen Quelle

Im letzten Februar habe ich entschieden, nach Nepal reisen zu wollen. Besser gesagt: Meine Seele hat entschieden, mich in dieses ferne Land zu führen und eine sehr lange schamanische Reise hat damit ihren Verlauf genommen.

Seit zwei Wochen nun bin ich wieder zurück. Zum Erlebten hat sich etwas Distanz gebildet und das Erfahrene hat weich eingebettet in mir Platz genommen. Alles ist bereit, um darüber berichten zu können.

 

Die Absicht

Am Anfang einer schamanischen Reise steht immer die Absicht. Die Absicht, der eigenen Seelenwelt zu begegnen. Meine Seele wollte mir offenbar eine Welt zeigen, die ich nur dort, in diesen fernen Gefilden, erfahren und erleben konnte. Ich musste mich also in diese Richtung bewegen und mir etwas zumuten, das ich noch nie in meinem Leben getan hatte: ein Trekking in den Bergen Nepals.

Normalerweise finden schamanische Reisen auf der geistigen Ebene statt, aber ich wusste, diesmal war es anders. Ich musste physisch fremde Landschaften durchwandern, um an den Ort einer Seelenbegegnung zu gelangen. Dass diese Reise mit ungeahnten wunderbaren Erlebnissen, aber auch mit grossen Strapazen einhergehen würde, war mir von Anfang an klar und mit einer leisen Angst verbunden. Ich hatte im Vorfeld genügend Zeit, mich diesen wiederkehrenden, immer mit neuen Tricks auflauernden Ängsten zu stellen, sie zu entlarven, meine Sinne für ihre Launen zu schärfen und meinen Körper im Gegenzug zu stärken. Wäre nicht diese innere, alles überragende Sicherheit gewesen, dass meine Seele mich auf diesen Weg geführt hatte und mich durch die Reise begleiten würde, hätte ich die ganze Sache mit ihren sehr wahrscheinlichen Widerwärtigkeiten abgeblasen.

«Jede Erfahrung hat etwas Heiliges.»
– Barbara Campiche

Also kam ich am 29. September in Kathmandu an. Ich, die sonst nicht überaus reisefreudige Barbara. Und hier also sollte sich etwas unerklärlich Tiefes ereignen. Aber dafür musste ich erst dieses Trekking durchleben. Zwei Tage später starteten wir.
Mir war klar, dass ich mich mit dem ersten Schritt auf die schamanische Reise begab und sie erst mit dem letzten Schritt und langen sieben Tagen enden würde. Was mich halten und tragen würde, war meine absolut klar gefasste Absicht. Jede schamanische Reise steht und fällt mit der Absicht, also schaffte ich ihr Raum, in mir in absoluter Klarheit präsent zu sein.

Am zweiten Tag des Trekkings ereilte mich überfallmässig eine fürchterliche Augenentzündung. Tränend, brennend, beissend und äusserst schmerzhaft. Schniefend und stöhnend mühte ich mich bergauf. Mit einer Strapaze in dieser Gestalt hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Aber sie war da. Mit zum Glück vorhandenen Antibiotikatropfen konnte ich auf der körperlichen Ebene das Malaise angehen. Mir schwante aber, dass es sich eigentlich um eine seelische Angelegenheit handelte.

«Oft ist es so, dass sich Heilung mit einer Erkrankung ankündigt. Also war es der Beginn einer Wandlung in meinem Sehen.»
– Barbara Campiche

Als Schamanin konnte ich mich darüber nur glücklich schätzen. Ich wusste, dass mich der körperlich-seelische Widerspruch wohl bis ans Ende des Trekkings begleiten würde.Und gerade eben, dies schreibend, hat sich ein kleines Körnchen wohltuend aus meinem Auge gelöst…

Omen

Der letzte Tag wartete mit einer ganz besonderen Begegnung auf. Während eines stillen Momentes, der nur uns allein gehörte, erzählte mir eine buddhistische Frau, dass sie alleine, ohne Mann und Kinder, aus Amerika zurückgekommen sei. Sie sei dem Ruf ihres spirituellen Führers gefolgt, habe einen Monat meditierend in einer Höhle verbracht und wolle sich nun in ihrer Heimat um Erdbebenwaisen kümmern. Ich spürte die Seelenflamme in dieser Frau, ihre innere Überzeugung und Stärke, genau das zu tun, wofür sie sich berufen fühlte. Ich war tief berührt und beeindruckt. Noch heute streichelt mich ich ihr sanftes Lächeln.

Während unseres Trekkings haben wir viele Stupas umrundet und unzählige Gebetsfahnen haben die Landschaft immer wieder farbenfroh gestaltet. Nach dem Gespräch mit dieser einzigartigen Frau habe ich mich in das Erinnern all dieser Momente begeben, bin eingetaucht in die Energie vor Ort. Etwas ganz Zartes, Weiches ereilte mein Sein und berührte meine Sinne. Spirituelle Kraft erfüllte mich. Etwas in mir liess mich erahnen, dass diese Energie die Vor-Botin meiner so tief gewünschten Seelenbegegnung war.

«Seelenbegegnung ist der Kern der schamanischen Reise.»
Barbara Campiche

Wieder zuhause angekommen, war ich froh, mir bereits vor der Reise eine Woche Nachbereitungszeit eingeräumt zu haben. In aller Ruhe konnte ich mein Inneres betrachten und ordnen, neu ordnen. Und mit meiner schamanischen Art, den Dingen auf den Grund zu gehen, die Hintergründe von Ereignissen zu verstehen und daraus Neues zu gestalten, kam es zu dieser einzigartigen, magischen Seelenbegegnung:

Vor mir stand eine buddhistische Mönchin. Kahlgeschoren, wunderschön. Wir beide, so bedeutete sie mir, hatten einander gesucht. Zeitalter zurück hatten wir uns verloren. Sie meine Seele und ich sie als Teil meiner Seele verloren. Nun war sie wieder da. Eine grosse spirituelle Lehrerin und Weise. In meiner Mitte hat sie ihren Platz gefunden, strahlt Liebe und Mitgefühl aus und ist von nun an meine engste, vertrauteste Beraterin.

Welch’ eine Heilung. Es sind nicht meine kühnsten Träume wahr geworden. – Da entfaltete eine ganz andere Kraft ihre Wirkung. Etwas so Unvorhersehbares, Wunder-volles kann nur universelle Liebe vollbringen.

«Ich bin stolz auf mich, den Weg gegangen zu sein und ich bin dankbar für das Wunder der Liebe.»
Barbara Campiche

 

 

Lass’ es zu, reich beschenkt zu werden

Liebe Frau

Meine liebe Mit-Frau, wachsen und lernen kannst du bis zu deinem letzten Atemzug.
Die schamanische Reise gibt dir die Kraft, dein Sein über deine vorgestellten Grenzen hinweg spirituell zu erweitern und an Orten zu wachsen, wo du es vielleicht nicht für möglich gehalten hättest. Und sie führen immer in die Richtung der ewigen, universellen Quelle.