Mut zur Wut
Ich bin sauer.
Ich bin rasend.
Abgrundtief wütend.
Wütend auf alles, was kreucht und fleucht. – Auf das Leben, die Welt und am allermeisten auf mich selbst.
Warum?
Ich weiss es nicht. Die Wut hat mich urplötzlich ergriffen und seither fest in ihren Klauen.
Ich will mich ablenken. Höre Musik, trinke ein Glas Wein, rauche ein Zigarette, schaue fern.
Es nützt nichts. Die Wut bleibt. Und wie sie bleibt.
Ich könnte heulen.
Ich könnte schreien.
Ich bin ausser mir.
Alles in und an mir zittert.
Ich merke, dass ich mich immer mehr in diese Wut hineinsteigere. Oder ist es die Wut, die sich in mich hineinsteigert?
Mein Kopf scheint zu bersten. Überall Wutgedanken, sie umkreisen mich, ergreifen Besitz von mir, von meinem Gehirn und durchdringen mein ganzes Sein.
Ein scheusslicher Zustand.
Eine überirdische Weltenwut scheint mich befallen zu haben.
Eine Wut, die mir meine Besinnung raubt.
Eine Wut, die meine Wurzeln vergiftet und meine Seele verdunkelt.
Eine Rage, die all meine Zellen beben lässt.
Vom Teufel besessen nannte man (Mann) das einst und wurde als Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
In was bin ich hineingeraten? Wie bin ich da hineingeraten? Woher rührt dieser unvermittelte panisch-exaltierte Seins-Zustand?
In einem etwas ruhigeren Augenblick kommt mir der Gedanke: Das ist nicht irgendeine Wut, das ist ein heiliger Zorn. Ein heiliger Zorn kocht da in mir.
Ich bin mit einem Fuss in der weiblichen Urwunde gelandet. Ich fühle die geballte Ladung seit Jahrtausenden angesammelter und angestauter Wut unterdrückter, missachteter und entwürdigter Frauen in mir.
Wahrlich, ein heiliger Zorn.
Bei diesem Gedanken scheint etwas in mir wieder zu Bewusstsein zu kommen – und es kann wohl sein, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
Die weibliche Urwunde, ein Raum im Universum, der, wenn frau ihn betritt, sofort Energie freisetzt. Der kollektive Schmerz aller je vergewaltigten, unterdrückten, gedemütigten, entwürdigten Frauenkraft.
Immer mehr starke Frauen betreten diesen Raum und helfen mit, global und kollektiv die summierten Einzelschicksale zu heilen. Wohl ist es an der Zeit, dass sich dieser grosse Schmerz aufzulösen beginnt und die Welt – sowohl die Frauen als auch die Männer in ihr – von dieser uralten Pein befreit wird .
Wenn ich mich hingebe, als einzelne Frau, mein Schicksal in meine Hände nehme, mich befreie von jedem Joch der Unterdrückung, dann wirkt diese Heilung im Ganzen und tut dem Weiblichen wohl.
ES IST NICHT IMMER EINE PERSÖNLICHE WUT, DIE DICH ERGREIFT.
Dennoch kann die kollektive Wut nur im Persönlichen geheilt werden. Indem du und ich sie angehen, gemeinsam.
STARKE FRAUEN HABEN MUT ZUR WUT.
Ich ahne, dass gerade wir älteren Frauen, in der dritten Dekade unseres Lebens, mit der Aufgabe betraut sind, diese ururalte Frauen- und Menschheitsgeschichte aufzulösen und in Frieden zu bringen. Für die Generationen nach uns. Damit diese frei werden und frei sind, eine neue, andere Welt mit Strukturen, die nur dem Wohle aller und dem Frieden dienen, aufzubauen. Eine Welt für liebende Frauen und Männer. Eine Welt, in der liebende Beziehungen uns führen und die universellen Kräfte wirken können. Die Zeit ist reif.
Eine grossartige Aufgabe – und eine verantwortungsvolle.
SO SEI ES.
Die Schamanin sagt: Tue es und zögere nicht.
Liebe Frau, der Weg ist nicht nur einfach, aber wenn du ihn gehst, eine grosse Erleichterung für jede Frau auf der ganzen Welt.
So begrüsse ich dich an meinem Kraftort für Weiblichkeitsheilung und gehe mit dir den Weg in die dunkelsten Ecken deines und des kollektiven Seins, um Würde wiederherzustellen.
Ich danke allen meinen Klientinnen und verbündeten Seelen, die mich zu dieser Erkenntnis geführt haben.
WIR SIND EINS.